In einschlägigen Foren und Diskussionsgruppen zum Thema digitale Forensik wird als kostenfreie Fortbildungsquelle „NW3C“ genannt. Als ich versuchte, mich auf der Plattform zu registrieren, musste ich leider feststellen, dass sich die Kostenfreiheit nur auf Angehörige der amerikanischen Sicherheitsbehörden beschränkt. Alle anderen werden auf den kostenpflichtigen privaten Sektor verwiesen.
Aus oben genannten Gründen kann ich aktuell zwar keine Vergleiche ziehen, aber ein europäisches Gegenstück gibt es durchaus: CEPOL.
CEPOL (Collège Européen de Police – dt. Europäische Polizeiakademie) mit Sitz in Budapest bietet in Zusammenarbeit mit Europol Fortbildungen überwiegend für europäische Sicherheitskräfte. Da der Zugang zur Website auf Angehörige europäischer Polizeibehörden beschränkt ist, werden Anmeldungen zunächst geprüft, bevor eine Freischaltung für die angebotenen Dienste erfolgt.
Über den Web-Auftritt werden europaweit Fortbildungen zu verschiedensten polizeirelevanten Themen angeboten, welche an verschiedenen Bildungseinrichtungen in den Mitgliedsländern abgehalten werden. Weiter werden in festgelegten Zeiträumen Online-Kurse abgehalten, welche sich über die Dauer von mehreren Wochen erstrecken können.
Darüber hinaus werden „Online-learning-modules“ angeboten, welche jederzeit abgerufen werden können. Diese umfassen neben anderen relevanten Themengebieten auch die Felder „Darknet“ und „Cybercrime“.
Die einzelnen Module werden in mehreren Unterpunkten gegliedert und vermitteln die Lerninhalte überwiegend durch umfangreichere Texte. Vereinzelt werden auch Module von „Drittanbietern“ zur Verfügung gestellt, welche in Form von Video-Webinaren präsentiert werden. Die Inhalte sind dabei gut verständlich, bieten einen meist oberflächlichen Einblick in den jeweiligen Themenkomplex und richten sich vorwiegend an Einsteiger. Bestandteil eines Moduls ist zumeist auch ein umfangreiches Glossar, welches die spezifischen Fachbegriffe und Fremdwörter erläutert.
Die Kurse werden in englischer Sprache angeboten, ungeachtet der gewählten Sprache auf der CEPOL-Portalseite. Zum Abschluss eines Moduls wird ein verhältnismäßig simpler und kurzer Test zur Verfügung gestellt, welcher zu jedem Unterpunkt einen Satz Binärfragen beinhaltet. Die einzelnen Testabschnitte können dabei in beliebiger Reihenfolge, zu beliebigen Zeiten (also auch unmittelbar nach Abschluss eines Unterpunkts eines Moduls) beliebig oft durchgeführt werden.
Nach Abschluss eines Moduls wird ein Zertifikat zur Verfügung gestellt.
Außerdem erhält man zur Übersicht ein zweites Blatt, auf welchem die behandelten Themen, die dabei erreichte Punktzahl und die dazu nötigen Versuche einsehen kann.
Sowohl der Cybercrime- als auch der Darknet-Kurs (bzw. die Online-Learning-Module) bieten etwas mehr als solides Grundlagenwissen. Vermittelt werden dabei aber auch Informationen zur Geschichte der Kriminalitätsfelder und rechtliche Aspekte im Bezug auf die europäische Zusammenarbeit. Im Cybercrime-Modul wird im Gegensatz zu den letzten Einsteigerkursen auch die Netzwerkforensik beleuchtet. Insgesamt sind die Module aber eher theoretischer Natur. Die Abschlusstests sind im Vergleich zu den Vor- und Nachtests von MyTEEX sehr simpel.
Viel interessanter dürften die ebenfalls kostenlosen Live-Module sein, welche entsprechend nur für einen kurzen Zeitraum angeboten werden. Auch die Möglichkeit, über das Austauschprogramm des Portals die Arbeitsweisen anderer europäischer Polizeibehörden aus nächster Nähe zu erleben, stellt ein Alleinstellungsmerkmal der Plattform dar.
Es lohnt sich also, regelmäßig auf der Seite vorbei zu schauen, um aktuelle Fortbildungen nicht zu verpassen.
Der nächste Beitrag zu diesem Thema wird sicherlich auch für den „privaten Sektor“ wieder interessanter werden. Schließlich ist meine Suche noch lange nicht beendet. 😉
Zu den vorangegangenen Beiträgen gelangt ihr hier: I (MyTEEX), II (Cybrary), III (EH Academy) und IV (Udemy).